Die Konjunktur im Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper trat im Herbst 2024 weiter auf der Stelle – ein Aufschwung sei nicht in Sicht. Das ist die zentrale Botschaft des Herbstgutachtens der Handwerkskammer Düsseldorf.
Zwar beschreiben die Betriebe die Lage größtenteils weiter als auskömmlich, allerdings hält die Stagnation aus dem ersten Halbjahr an. Der Geschäftsklimaindex fällt im Vergleich zum Frühjahr um vier Punkte und erreicht einen im Langzeitvergleich erneut niedrigen Wert von 108. Wichtigste Gründe hierfür sind die Mischung aus geringer Wohnungsneubautätigkeit, einem verhaltenen privatwirtschaftlichen Konsum und fehlenden Impulsen aus der Industrie. Zahlreiche Konjunkturindikatoren wie das Umsatz- und das Auftragsklima liegen seit nunmehr zwei Jahren durchgängig im negativen Bereich.
Besonders bedenklich: Mit Ausnahme der Branchengruppe der personenbezogenen Dienstleistungsberufe zeigen die Salden der Antworten zu den Zukunftsaussichten in allen Branchengruppen und bei fast allen Indikatoren des Klima-Indexes ein negatives Bild. Nur 14 Prozent der Unternehmen planen für das kommende Halbjahr steigende Ausgaben für betriebliche Ersatz- oder Neubeschaffungen ein – ein „seltener Tiefwert bei der Investitionsneigung“, so der Präsident der Handwerkskammer, Andreas Ehlert, bei der Vorstellung des Herbstgutachtens und zugleich „das bedeutendste Signal der Konjunkturumfrage für mangelndes Zukunftsvertrauen“. Auch die Beschäftigungsentwicklung der letzten sechs Monate zeigt nach unten, der Saldo im Gesamthandwerk aus Personalzuwächsen und -kürzungen ist mit minus fünf Punkten negativ; gleichwohl ist nach wie vor jeder dritte Betrieb auf der Suche nach Fachkräften.
Pessimismus überwiegt
Ehlert zeigte sich angesichts der schwachen Entwicklung besorgt: „Wir stecken in der Konjunkturflaute fest. Der trübe Ausblick für die nächsten Monate und das konstant niedrige Investitionsklima verdeutlichen die große Unsicherheit der Betriebe und eine fehlende Zuversicht, dass es bald wieder bergauf geht.“ Lichtblicke gibt es nur bei den „Klimahandwerken“: so bei Dachdeckern und im SHK-Handwerk. Auch im Kfz-Handwerk und bei den personenbezogenen Dienstleistungen, wie Friseuren oder Kosmetikern, wird die Lage immerhin als solide eingeschätzt. Besonders unter Druck stehen dagegen das Bauhauptgewerbe (Geschäftsklima: 106 Punkte), das die Krise im Wohnungsneubau spürt, und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (99 Punkte), wo viele Betriebe als industrielle Zulieferer tätig sind und die rückläufige Industrienachfrage ins Kontor schlägt.
Ehlert sprach mit Blick auf die aktuellen Konjunkturdaten von einem „verfestigten Pessimismus“. Im Handwerk herrsche große Ernüchterung darüber, dass die Politik nicht die Kraft aufbringe, nachhaltige Reformen zur Stärkung von Wirtschaftsstandort und Arbeitsmarkts anzugehen. „Große Sorge bereitet mir der drohende Anstieg der Lohnnebenkosten. Die für die nächsten Jahre absehbaren Beitragssteigerungen in den Sozialkassen werden das personalintensive Handwerk besonders belasten und die Einkommenssituation der Beschäftigten massiv verschlechtern. Dieser weiße Elefant steht im Raum, aber die Politik guckt weg“, so der Kammerpräsident.
Geringe Wohnungsneubautätigkeit, verhaltener privatwirtschaftlicher Konsum und fehlende Impulse aus der Industrie trüben auch die Stimmung im Handwerk. Foto: Rainer Sturm / pixelio.de