Schnurgerade Berufsbiografien ohne Ecken und Kanten gibt es immer weniger. Oft bedarf es zweier oder mehrerer Anläufe, den passenden Job zu finden – so auch bei Tobias Strümper. Mit Unterstützung der Agentur für Arbeit macht der 27-jährige ehemalige Bäckereifachverkäufer gerade eine verkürzte Ausbildung zum Elektroniker.
Zweiradmechaniker, Bäckereifachverkäufer, Garten- und Landschaftsbauer, Gastronom, Hausmeister, Veranstaltungstechniker – Tobias Strümper hat schon viel ausprobiert. Das Richtige war bislang noch nicht dabei, oder die Umstände ließen seine Ambitionen in Sackgassen münden. Es war wiederum der Zufall, der vor eineinhalb Jahren die positive Wende brachte: Über seinen Dart-
Verein lernte er einen Ausbilder beim Innungsbetrieb Elektro Peters kennen, der ihn ermutigte, doch mal in die Firma reinzuschnuppern. Eine gewisse Affinität zum Gewerk brachte der Bergerhausener durch seinen Vater, der auch Elektroniker war, und seine Erfahrungen als Hausmeister und in der Veranstaltungstechnik mit. Diesmal passte alles, und so fing Strümper im Mai 2023 zunächst als Helfer und im August die Ausbildung zum Elektroniker, Fachrichtung Gebäudetechnik, an.
„Ich habe mich vorher schlaugemacht. Wohnung, Auto usw. wollen ja bezahlt werden“, so Strümper. Gemeinsam mit Elektro-Peters-Geschäftsführerin Sonja Frick-Lehmann entschied er sich für eine geförderte betriebliche Umschulung aus Mitteln des Qualifizierungschancengesetzes – kurz: QCG. Die Vergütung richtet sich dabei nach dem Bedarf des Umschülers und liegt in der Regel deutlich über der üblichen Ausbildungsvergütung, aber unter dem Gesellengehalt. „Die Mehrkosten trägt die Agentur für Arbeit“, erklärt Dragana Marijan vom Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur Essen. „Wir beraten die Unternehmen zu den Möglichkeiten, die das Qualifizierungschancengesetz bietet, und führen durch den Prozess der Antragstellung.“ Durch Vorerfahrungen und das höhere Lebensalter konnte Strümper direkt ins zweite Lehrjahr einsteigen. „Aber es ist auch nicht ohne“, gibt er zu bedenken: „Man muss auch viel selbstständig lernen. Das war ich gar nicht mehr gewohnt.“

Rechte Hand der GF
Auf die Fördermöglichkeiten wurde Sonja Frick-Lehmann durch eine Informationsveranstaltung aufmerksam, bei der Dragana Marijan zum QCG referierte, und die konnte sie neben Tobias Strümper noch bei einer weiteren Mitarbeiterin einsetzen: einer 28-jährigen Bürokraft aus Tunesien. „Sie hatte in Ihre Heimat bereits gearbeitet, ihr Abschluss wurde aber hier nicht anerkannt“, so die Geschäftsführerin. Nun mache sie eine geförderte Ausbildung zur Fachkraft für Büromanagement und sei inzwischen zu ihrer rechten Hand geworden.
„Ich habe schon oft Menschen in schwierigen Situationen eine Chance gegeben“, sagt Frick-Lehmann. Bereut habe sie es noch nicht „Man muss jeden einzeln angucken. Wer motiviert ist, hat mit etwas Unterstützung große Chancen im Handwerk.“ So wie Tobias Strümper: Der büffelt gerade für die Zwischenprüfung. Und in einem Jahr könnte er mit etwas Fleiß seinen Gesellenbrief in den Händen halten. JJS