Konjunktur tritt auf der Stelle


Die Handwerkskonjunktur an Rhein, Ruhr und Wupper lässt auch im Herbst 2025 keine Dynamik erkennen. Der Geschäftsklimaindex der aktuellen Konjunkturumfrage der HWK Düsseldorf liegt mit 105 Punkten leicht unter dem Vorjahreswert und 12 Punkte unter dem Mittelwert der letzten zehn Jahre. 

Seit zwei Jahren bewegt sich die Konjunktur im Handwerk nicht vom Fleck“, ordnete der HWK-Präsident Andreas Ehlert das Lagebild bei der Vorstellung des Herbstgutachtens am 6. November ein. „Von der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung ist bislang nichts Handfestes bei den Betrieben angekommen. Ohne politische Impulse wird es keinen Aufschwung geben.“ Vor allem die Umsatz- und Auftragslage habe sich sogar weiter verschlechtert: Das Umsatzklima gab im Vergleich zur Vorjahresumfrage um 5 auf 88  Punkte nach, das Auftragsklima um 3 auf 85 Punkte. In allen Handwerksbranchen überwiegen hier die Betriebe mit rückläufigen Zahlen. „Die Konsumzurückhaltung der Privathaushalte und die schwache Investitionsneigung der Unternehmen bremsen unsere Betriebe weiter aus“, so Ehlert. Auch die anhaltende Talfahrt der Industrie spüren viele Handwerksbetriebe in ihren Auftragsbüchern – insbesondere die handwerklichen Zulieferbetriebe. 42 Prozent der Handwerksbetriebe für den gewerblichen Bedarf melden rückläufige Orders. Hinzu kommt eine nach wie vor durchwachsene Baukonjunktur. Auch vom Arbeitsmarkt kommen keine positiven Signale: Fast jeder fünfte Betrieb baute im letzten halben Jahr Personal ab. Das Beschäftigungsklima liegt seit drei Jahren im negativen Bereich, Jahr für Jahr verliert das Handwerk im Durchschnitt rund ein Prozent seiner Beschäftigten. Ausschlaggebend hierfür sind vor allem die Renteneintritte der geburtenstarken Jahrgänge. Trotz Konjunkturflaute meldet jeder dritte Betrieb offene Stellen.

Hoffnung auf Impulse durch Sondervermögen
Stimulierende Effekte auf die Handwerkskonjunktur, insbesondere auf die Bauwirtschaft, könnte das Sondervermögen Infrastruktur ab dem kommenden Jahr haben. „Dafür müssen die Mittel aber zusätzlich zu ohnehin geplanten Ausgaben investiert werden“, mahnte Ehlert. Das Sondervermögen werde außerdem „nur dann erfolgreich sein, wenn der Schwerpunkt klar auf echter Infrastruktur liegt: Straßen, Brücken und Schienen, die die Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts stärken“.
Auch dürfe die Auftragsvergabe der Kommunen an mittelständische Bieter aus dem Baugewerbe nicht geschmälert werden. „Die Vergabe in Fach- und Teillosen statt an Generalunternehmer ist essenziell für Wettbewerb und Wachstum, Beschäftigung und Steuereinnahmen vor Ort. Leider hat das Land NRW mit der Abschaffung der Regeln für kommunale Vergaben einer mittelstandsfeindlichen Auftragsvergabe an Generalübernehmer in den Städten und Gemeinden selbst Tür und Tor geöffnet. Es liegt jetzt in der Verantwortung jeder einzelnen Kommune, in ihrer Vergabepraxis das Bauhandwerk in seiner Breite zu berücksichtigen“, so der Kammerpräsident.
Gleichzeitig machte der HWK-Präsident klar, dass das Sondervermögen allein nicht ausreichen werde, um die Wachstumsschwäche zu überwinden. „Die aktuelle Lage ist keine vorübergehende Konjunkturdelle, sondern das Ergebnis einer strukturellen Krise. Deshalb brauchen wir strukturelle Reformen, um die Standortkosten für alle zu senken – bei Sozialabgaben, Energiepreisen und Bürokratie“, so Ehlert. Nachhaltiges Wachstum könne nicht allein durch ein staatliches Investitionsprogramm getragen werden. „Das Handwerk hat klare Erwartungen: Der ‚Herbst der Reformen‘ darf keine Worthülse bleiben.“

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